KONGRESS STADTLANDBIO / NürnbergConvention Center / 11.-12.02.1016

Summary - Kongress STADTLANDBIO 2017

Ziel des Kongresses war es, den Beitrag der Kommunen in der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau (ZöL) zu diskutieren. Hierbei standen folgende Handlungsfelder im Vordergrund: Bildung, öffentliche Beschaffung und regionale Wertschöpfungsketten. Darüber hinaus sollten städtische Akteure im Hinblick auf Bio vernetzt und die Weiterentwicklung und Implementierung des Themas vorangetrieben werden.

Abb. 1: Zeichnerische Zusammenfassung der Eröffnung, der Impulsvorträge und der Podiumsrunde. Eli Breuing.

Eröffnung

In ihren Eröffnungsreden begrüßten Ministerialdirektor Clemens Neumann (BMEL) und Peter Ottmann, CEO der NürnbergMesse, die Teilnehmer der Veranstaltung und riefen dazu auf, das Thema Bio stärker in den Kommunen einzubinden. Der Ökolandbau solle auf 20 % wachsen, deshalb könnten Städte und Gemeinden durch die Einbindung von Bio dazu beitragen. Antworten auf diverse Fragen zu dieser Idee würden in den folgenden 1,5 Tagen diskutiert. Dabei stehe die auf der BIOFACH am Vortrag vorgestellte ZöL im Mittelpunkt. Einige ihrer Handlungsfelder würden diskutiert werden, so Herr Dr. Werner Ebert in seiner Ansprache zu den Highlights von STADTLANDBIO 2017. Hervorgehoben wurden die Workshops, die sich mit den Handlungsfeldern befassen, ebenso wie die BIOFACH Erlebnisrundgänge und die Zeichnerin Eli Breuing, die die Veranstaltung mitskizzierte und so die Ergebnisse dokumentierte.

Zukunftsstrategie

Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstand des BÖLW, rief in seinem Impulsvortrag „Bio schafft Zukunft“ dazu auf, Vorreiter in Sachen Bio zu werden. Er betonte u.a., dass in der Zukunftsstrategie Problembereiche der konventionellen Landwirtschaft, wie Gewässerbelastung oder Artenvielfalt, benannt sind und der Ökolandbau als Lösungsansatz dargestellt wird. Er begrüßte den politischen Willen auf allen Ebenen, den Ökolandbau verstärkt zu fördern. Insbesondere die Projekte auf kommunaler und regionaler Ebene seien geeignet, dem Ökolandbau wichtige Impulse zu geben.

Dr. Peter Pluschke erläuterte, warum die Bio-Städte ein wichtiger Partner zur Umsetzung der Zukunftsstrategie Ökolandbau sind. Bei wesentlichen ZÖL Themen seien viele Kommunen bereits aktiv. Vor allem bei der Vernetzung zu regionalen Wertschöpfungsketten, bei schulischer und beruflicher Bildung, bei Verbraucherinformation und natürlich bei der Beschaffung gebe es z.T. reichhaltige kommunale Erfahrungen. Insofern sei es wichtig, dass die Bio-Städte als Umsetzungspartner in der Zukunftsstrategie genannt werden.

Bio schafft Zukunft

Der Film von Bernhard Koch, „Schwarzer Panther Film“, zeigte ausgewählte Best-Practice-Beispiele, u. a. das „House of Food“ in Copenhagen.

Podiumsrunde

Dr. Tanja Busse moderierte die Podiumsrunde. Ziel der Podiumsrunde war es, Möglichkeiten für Kommunen zu finden, regionales und ökologisches Bewusstsein zu stärken und in Kindergärten, Schulen und öffentlichen Einrichtungen zu etablieren. Es nahmen Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Andrea Mager-Tschira, MinDir Clemens Neumann und Dr. Ursula Hudson teil.

Abb. 2: Zeichnerische Zusammenfassung der Workshops 1-3. Eli Breuing.

Workshop 1

Es wurde die öffentliche Beschaffung von Bio diskutiert. Im Vordergrund stand dabei der „Praxisleitfaden des Netzwerks deutscher Bio-Städte – Mehr Bio in Kommunen“, der von Astrid Engel präsentiert und von den Workshop-Teilnehmern diskutiert wurde. In der zweiten Hälfte des Austauschs berichtete Bertold Kohm von seinen „Praktischen Erfahrungen mit Bio“, hier zeigte er Strategien zur Umsetzung von Bio in öffentlichen Küchen auf.

Workshop 2

Im Workshop 2 ging es darum, wie das Wissen und der Hintergrund zum Thema Bio an alle Bevölkerungsteile herangetragen werden kann. Ein diskutierter Ansatz war ein früher Kontakt im Kindesalter und die Einführung eines eigenen Schulfachs, ebenso wie die schulische Verpflegung mit Biolebensmitteln. Aus der Praxis wurde berichtet, dass der Fokus der Eltern häufig auf dem Preis des Essens läge und weniger auf dem Thema Bio. Ein möglicher Ansatz wäre die Subvention und der Ausbau von Bio in Kommunen, um es in Bildungseinrichtungen auf lange Sicht zu etablieren.

Workshop 3

Im Workshop 3 wurde die Bedeutung der Wertschöpfungskette diskutiert. In den Impulsvorträgen von Claudia Schreiber, Bundesverband Regionalbewegung und Nicole Nefzger, Aktionsgemeinschaft ECHT HESSISCH, wurden Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Die beschriebenen Maßnahmen, wie z.B. eine Vernetzungsplatzform stellen erste Maßnahmenkonzepte und ein Kooperationsmanagement innerhalb Bio und regionaler Wertschöpfungsketten dar. In der Diskussion wurde deutlich, dass es bereits ein hohes Engagement in den Bundesländern in diesem Bereich gibt. Bis zur spürbaren Wahrnehmung würde ein Maßnahmenkonzept und Kooperationsmanagement benötigt, welches Synergieeffekte und prozessoptimierte Zusammenarbeit im Miteinander von Organisationen und Institutionen ermöglicht.

Abb. 3: Zeichnerische Zusammenfassung der Workshops 4-5. Eli Breuing.

Workshop 4

Einen Überblick zu allen Aktivitäten für die Bürger der Stadt Heidelberg rund um das Thema Bio gab Laila Gao von der Bio-Stadt Heidelberg. Als vorbildliche Beispiele wurden Veröffentlichungen, Veranstaltungen, Bildungsprojekte, Netzwerkarbeit sowie die Verwaltung genannt. Darüber hinaus gebe es einen Einkaufsführer und eine App, die Infos zu Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte anbietet. Außerdem hat die Bio-Stadt ein Kochbuch geschrieben und versucht via Koch- und Bildungsveranstaltungen auch auf Menschen zuzugehen, die wenig Bioaffinität haben. Die Stadtverwaltung geht darüber hinaus mit gutem Beispiel voran und setzt auf Biocatering bei Sitzungen und Empfänger. Auch die Stadtgärtnerei ist bio-zertifiziert. Im zweiten Teil der Veranstaltung berichtete Herr Dr. Michael Rittershofer von Tagwerk e.V. über die zu fördernde Verbindung von Erzeugern und Verbrauchern. Hoffeste, Felderbegehungen und weitere Veranstaltungsformate sollen den Verbraucher auf den Geschmack von Bio bringen.

Workshop 5

Im Impulsvortrag von Herrn Dr. Torsten Mertins ging es um die Analyse, wie Städte und Landkreise zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft beitragen können. Den zweiten Impulsvortrag hielt Herr Dr. Claudio Serafini, Vizepräsident Città del Bio, hier wurde die Rolle der Städte aus Sicht der EU dargelegt. Ein entscheidender Schritt sei der Zusammenschluss von einzelnen Kommunen, um gemeinsam für Bio einzutreten. Dazu gehöre auch, die Bevölkerung für dieses Thema zu begeistern. Nur dann könne der Kreislauf Produzenten, Konsumenten, Politik erfolgreich zusammen wirken. Abschließend gab Dr. Serafini noch einen Status Quo zur Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft in der EU.

Abb. 4: Zeichnerische Zusammenfassung der Erlebnisrundgänge. Eli Breuing.

Erlebnisrundgänge

Die Teilnehmer konnten zu den Themen „Verpflegung für Schulen, Kitas und Großküchen“, „Regionalität und die Öko-Modellregionen“, „Wirtschaftliche Bedeutung der Bio-Branche“ und „Deutschland – Land des Jahres“ an geführten Rundgängen über die BIOFACH teilnehmen. Es wurden Aussteller besucht, die in den genannten Themenbereichen besonders engagiert sind.

Abb. 5: Zeichnerische Zusammenfassung von „Kein Klimaschutz ohne Ökolandbau“, „Entlastung für Steuer- und Beitragszahler“ und „Organic Cities Network Europe“. Eli Breuing.

Kein Klimaschutz ohne Ökolandbau

Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, machte in seinem Vortrag deutlich, dass all die Bereiche, die zu seinem Ministerium gehören, tatsächlich zusammen wirken. Er erläuterte an eindrücklichen Beispielen, wie die Landwirtschaft in NRW zur Gewässerentlastung und zur Klimaveränderung beiträgt, aber auch, welche Lösungsansätze praktiziert werden. Neben dem Ökolandbau spielt dabei die Ökologisierung der Landwirtschaft eine wichtige Rolle.

Entlastung für Steuer- und Beitragszahler

Im Vortrag von Jenny Teufel, Öko-Institut Freiburg, wurden Beispiele vorgestellt, die aufzeigen, welche Kosten v.a. die konventionelle Landwirtschaft verursacht und wie der Ökolandbau zu geringeren Kosten für die Gemeinschaft beiträgt. Eine Untersuchung aus Frankreich zeige, wie durch Pestizide und Nitrat die Kosten für die Trinkwasseraufbereitung gesteigert werden. Auch eine Studie aus England beschreibe einen Kostenanstieg in den Gesundheitskosten durch Pestizid- und Nitratbelastung. Insgesamt machte Frau Teufel deutlich, dass die Studienlage in diesem Bereich dürftig ist und großer Bedarf nach entsprechender Forschung besteht.

Organic Cities Network Europe

Unter Moderation von Herrn Dr. Claudio Serafini, dem Initator des „Organic Cities Network Europe“ stellten verschiedene Vertreter aus europäischen Städten Ansätze zur Förderung von mehr Bio vor. Die Repräsentanten waren Bürgermeister Michael Latz aus Correns, Antonio Ferrentino, Präsident von Citta del Bio und Dr. Werner Ebert von „NÜRNBERG – DIE BIOMETROPOLE“. Es wurde deutlich, dass europaweit professionelle Initiativen gestartet wurden, um den Ökolandbau und die Bio-Branche zu fördern und dass der Gründungsprozess des europäischen Bio-Städtenetzwerkes weit vorangeschritten ist.

Der Kongress wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des
Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft gefördert